[vorherige Seite]

[ 1 ]    [ 2 ]    [ 3 ]

[weitere Bilder]

   

Modul "Neubaugebiet" unserer Modellbahnanlage Kirchberg /Baden

   

6.)        Bau von zwei typischen Mehrfamilienhäusern einer Wohnungsbaugenossenschaft

 

Annahme:

Wie bereits erwähnt, befinden wir uns auf der Anlage zeitlich hauptsächlich in der Epoche III, also in den Jahren von 1955 bis ca. 1968. In allen deutschen Großstädten laufen große Siedlungsprojekte ab, um neuen Wohnraum zu schaffen, so auch in Kirchberg. Wie andern Orts auch entstehen hier vier - fünfstöckige Wohnhäuser mit ca. 24 Wohnungen pro Gebäude quasi "auf der grünen Wiese" oder mitten im Wald. Zwischen alter und neuer B35 hatten zwei dieser Gebäude Platz. Von der Volkswohnung GmbH, Kirchberg als Bauträger wurde ein Konsortium um die Fa. HochTief beauftragt, diese Siedlung zu erstellen. Im rechten Gebäude befindet sich das 3. Stockwerk in der Fertigstellung. Der Rohbau ist voll eingerüstet worden. Dort ist ein Peiner T30-Kran eingesetzt, der im Gegensatz zu den Gegebenheiten auf den anderen Baustellen auf einem Rost aus starken H-Trägern mit aufgesetzten Schienen läuft. Diese werden von etwas kleiner dimensionierten H-Trägern im korrekten Abstand gehalten. Der benötigte Beton wird vor Ort in einer Betonmischmaschine älterer Bauart angemacht. Zement und sonstige Zuschlagstoffe werden per LKW angeliefert.

Im linken Gebäude wird wohl bald Richtfest gefeiert werden. Die Decke des vierten Stockwerks ist bereits zur Hälfte gegossen; die Schalung für die restliche Decke ist fertig. Baustahlmatten werden in die Schalung eingelegt. Hier ist ein Liebherr F25A-30, mein umgebautes Erstlingswerk, im Einsatz. Bezüglich des Gerüsts geht diese Firma etwas anders vor.

   

Modell:

Die Herstellung dieser Rohbauten im Modell war eine der arbeitsaufwendigsten Tätigkeiten im Zuge der Gestaltung dieser Module.

Beginnen wir mit dem rechten Gebäude.

Als gedankliches Vorbild diente eines der Häuser auf dem Rintheimer Feld in Karlsruhe, in welchem ich einen Teil meiner Kindheit verbracht habe. Ich habe zunächst auf einer Vollmer-Mauerplatte "Klinker" die Tür- und Fensterausschnitte eingezeichnet. Die Anordnung der Ziegel stellt zwar keinen üblichen "Läufer/Binder"-Verband dar, aber mangels Alternative habe ich mit dem Vorhandenen begnügt. Die Stockwerkhöhen und die Stärke der Geschossdecken habe ich geschätzt. Anschließend habe ich alle vorgesehenen Fenster und Türen mit dem Bastelmesser (scharfe Klinge!) ausgeschnitten. Danach wurden die Außenwände zusammengefügt. Um eine bestimmte Wanddicke vorzutäuschen, habe ich nun das Erdgeschoss auch innen mit Mauerplatten verkleidet, aus denen Türen und Fenster auszuschneiden waren. Die Ausschnitte wurden mit der Feile angeglichen. Dann wurde alles mit REVELL steingrau gestrichen bzw. gespritzt. Mit einer Farbe,

die dem Eindruck neuer Ziegel entspricht, habe ich dann mit der Dry-Brush-Methode die Ziegel wieder rot gefärbt. Die graue Farbe verblieb in den Fugen als Mörtel. Gelegentlich habe ich bereits hier schon einige  Zimmerwände eingebaut. Auf die innere Wandverkleidung bzw. die Zimmerwände wurde nun die erste, ebenfalls in Steingrau gespritzte Geschossdecke aufgesetzt und das Spiel ging von vorn los: Innenwand grau spritzen, Ziegel rot färben. Das dritte Geschoss wollte ich sichtbar machen, d.h. ohne Decke darstellen, um den Bau der Zimmerwände zeigen zu können. Als also alle Innenwände und Decken eingebaut waren, wurden außen die Geschossdecken und Rollladenkästen nachgebildet. Dies geschah durch Malerabdeckband (Kreppband) in entsprechender Breite, welches auf die Ziegelwände aufgeklebt und grau gestrichen wurde. Die Ziegel wurden wie an den Innenwänden, rot ausgelegt. Die Balkonböden entstanden aus 2mm starken Polystyrolplatten und wurden ebenfalls grau gestrichen.

Auf alten Fotos ist erkennbar, dass gerade Zimmerwände gern aus weißen Kalksteinen gemauert wurden, während die Außenwände aus roten Ziegeln entstanden. Auch dies habe ich versucht darzustellen, einmal in der Farbgebung der Wände, zum anderen durch die Tatsache, dass ein Berg von weißen Bausteinen, die noch der Verarbeitung harren, auf der Baustelle auf Lager liegt. Seltsamerweise (zumindest für mein damaliges kindliches Gemüt) wurden die weißen Steine meistens per Kipp-LKW angeliefert und einfach abgekippt, während die roten Ziegel in der Regel fix und fertig auf einer Art Palette auf die Baustelle kamen und nur noch mittels Steinkorb vom Kran entladen bzw. an die Arbeitsstelle gehievt werden musste. Die Kalksteine mussten dem gegenüber von Arbeitern erst auf diese Paletten gesetzt werden.

Dieser Rohbau wurde mit einem Faller-Gerüst, das die damalige Gerüstbauweise mit großen Holzleitern gut nachbildet, umgeben. Die heute gebräuchlichen Gerüst-Elemente aus Metall waren damals noch kaum verbreitet. Die Darstellung der Arbeiten im Haus erfolgte mit Figuren der einschlägigen Hersteller und Zubehör aus dem KIBRI-Baustellen-Zubehör.

Für den Kalkstein-Berg musste ich ca. St. 20 Evergreen-Polystyrol-Streifen von 30 cm Länge mit dem Querschnitt 1m x 1,5mm in ca. 3mm lange Streifen schneiden, um daraus Einzel-Ziegel zu machen. Diese wurden dann mittels Holzleim auf einem von mir nach meinen Vorstellungen geformten Hartschaumhügel geklebt und zur Sicherheit mit Leimwasser zusätzlich fixiert. Das daraus entstandene Gebilde wurde anschließend mit einem leicht abgestumpften Mattweiß von REVELL gespritzt und an der Baustelle aufgeklebt. Am Übergang zum Sandboden wurden nochmals ein paar "Steine" aufgeklebt. Bereits gestapelte Steine wurden aus dem Baustellen-Zubehör entnommen, ebenfalls mattweiß lackiert und in der Nähe des Steinhaufens aufgestellt. Ein Arbeiter, der mit der Stapelung der Steine beauftragt ist, komplettiert die Szene. An der Langseite des Gebäudes hat ein anderer Arbeiter seinen Kleinmischer aufgestellt. Dieser stammt, wie vieles andere, ebenfalls aus dem KIBRI Baustellenzubehör.

Das linke Gebäude hat das gleiche Vorbild, ist aber bereits viergeschossig ausgebaut. Man ist beim Betonieren der Decke. Zur Darstellung der Schalung wurde eine BRAWA Polystyrolplatte mit der Nachbildung einer Bretterwand verwendet. Zuvor mussten im unteren Geschoss Sprieße zur Abstützung der Schalung auf Kanthölzer geklebt und diese wiederum auf dem Boden des unteren Geschosses fixiert werden. Da diese

Sprieße (KIBRI Baustellenzubehör) natürlich nicht unbegrenzt zur Verfügung standen, habe ich sie hauptsächlich an sichtbaren Stellen hinter Fenstern und Türen bzw. auf den Balkonen aufgestellt. Die Decke selbst sollte verschiedene Stadien des Arbeitsvorganges zeigen. Eine Hälfte sollte bereits fertig sein. Diesen Bereich habe ich wieder mit Fließspachtel modelliert, der einfach in die Schalung gefüllt und glattgezogen wurde. In der Mitte sollten zwei Szenen entstehen: bereits eingebauter Beton wird von zwei Arbeitern mittels einer langen Latte glattgezogen und ein weiterer Arbeiter nimmt einen Kübel mit frischem Beton, der gerade vom Kran eingeschwenkt wird, entgegen. Im verbliebenen Bereich der Schalung wird das Baustahlgewebe eingepasst.

Um etwas Abwechslung zu haben und auch das Gebäude etwas besser sichtbar zu machen, habe ich hier eine andere Art des Gerüstbaus nachgebildet. Hier wurde nur die Krone des Bauwerks eingerüstet. Die Halter dazu kamen wiederum aus dem KIBRI-Baustellenzubehör, die Laufdielen und das Geländer wurden aus einer BRAWA Bretterplatte ausgeschnitten.

Vor diesem Gebäude ist auch das Baubüro zu finden. Dies wurde aus Resten des Gerüstbausatzes von FALLER, dem auch eine Art Schuppen beiliegt, gebastelt.

Der Bau und die Gestaltung dieses Neubaugebietes nahm etwa 9 Monate in Anspruch. Hier ist die Fertigung der Kranmodelle natürlich nicht berücksichtigt. Pro Kran sind etwa 2-3 Monate reine Bauzeit zu veranschlagen. Auch die Herstellung des weiteren Zubehörs (Bagger, sonstige Baumaschinen) und deren Alterung war sehr zeitaufwendig. Ich hoffe sehr, dass sich die viele Arbeit gelohnt hat und dass wir das Treiben auf Baustellen der 60ger Jahre einigermaßen glaubhaft wiedergeben konnten.

 

[vorherige Seite]

[ 1 ]    [ 2 ]    [ 3 ]

[weitere Bilder]

     
   

[zum Seitenanfang]